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WOHNVERHÄLTNISSE IN FRÜHEREN JAHREN

Bis ins späte Mittelalter wohnten unsere Vorfahren in einfachen und lichtarmen Blockhäusern. Die Öffnungen, durch die das Licht fiel, mussten im Winter wegen der Kälte komplett geschlossen werden. Zur künstlichen Beleuchtung dienten Kienspäne – später Kerzen oder Öl.

Im 17. Jahrhundert wurden die Blockhäuser mit Lehm verdichtet und mit Stroh oder Schindeln bedeckt. Der Hauptaufenthaltsort im Haus war das so genannte "Stüble", in welchem der Ofen das Hauptausstattungsstück war. Um den Ofen war eine breite Bank angebracht, auf welcher sich zu den Mußestunden der Hausherr, die Knechte, die Bauersfrau, die Mägde und die Kinder versammelten - um die Zeit mit Gesprächen zu verkürzen. Sehr bescheiden waren die Hausgeräte aus Holz, wie z.B. der Tisch, der Stuhl, das Bett, der Spinnrocken (stabförmiges Gerät, an dem beim Spinnen die noch unversponnen Fasern befestigt werden), der Backtrog, der Zuber und der Napf.

In den Urkunden des 16., 17. und 18. Jahrhunderts tauchten bei den Beschreibungen der Höfe immer wieder die Begriffe "Speicher" und "Stadel" auf. Diese Gebäude dienten zur Aufbewahrung von Korn, Heu und Stroh. Im "Schopf" befanden sich die landwirtschaftlichen Geräte.

Bei kleineren Höfen wurden Wohnung, Scheune und Stall nebeneinander gebaut und unter einem lang gestreckten Satteldach miteinander verbunden. Lediglich der "Untere Wirt" (Gropper) aus Westerheim hatte – laut Urkunden – ein gesondertes Stallgebäude.

Im 18. Jahrhundert gab es dann in unserer Gegend die Regel, einen Stubenstock zu mauern. Jedoch gab es erst um die Wende des 18./19. Jahrhunderts eine grundlegende Änderungen der Bauweise. Die Wohnhäuser wurden nun aus Ziegeln gebaut und mit Dachplatten bedeckt.

Man legte nun auch großen Wert auf eine gemütliche Bauernstube. Dies wurde erreicht, durch blank gescheuerte Böden aus Fichtenholz, durch gestrickte Läufer vom Dorfweber und mit tiefnischigen – aber nicht allzu hohen – Kreuzstöcken. Ein großer "Stubenkasten" beherbergte das Näh- und Strickzeug, die Gebetbücher, den “Kempter Kalender”, usw. Im Wandkästchen wurden wichtige Dokumente des Bauern aufbewahrt. An einer Wandseite stand ein Kanapee (Sofa), damit der Bauer seinen Mittagsschlaf halten konnte. Über dem Ofen wurden Stangen angebracht, die zum Aufhängen und Trocknen der nassen Wäsche dienten. In der "vorderen Kammer" stand eine große Truhe. Alles was in dieser verborgen war, blieb gut aufbewahrt (dafür sorgte eine feste Wandung, ein schwerer Deckel und vor allem ein großes Schloß). So wurden z.B. Leinwandballen und Flachsbündel in dieser Truhe aufbewahrt, bis man sie an den langen Winterabenden zum Spinnen brauchte. Der gesponnene Flachsfaden wurde dann erneut in der Truhe verstaut, bis soviel vorhanden war, dass man ihn zum Dorfweber bringen konnte.

Die Dörfer Westerheim, Günz und Rummeltshausen sind Straßendörfer. In einem Straßendorf zeigt die Giebelseite eines Wohnhauses immer zur Straße. Wie sehr man auf ein gutes und einheitliches Dorfbild geachtet hatte, zeigt sich darin, dass das "Stüble" im hinteren Teil des Hausgartens erbaut wurde. Dadurch wurde das Straßenbild nicht gestört.

Im Jahre 1914 kam der elektrische Strom in unsere Dörfer. Im Jahre 1949 erhält Günz eine geteerte Dorfstraße. Westerheim erhält eine geteerte Dorfstraße in den Jahren 1952/53.

 

 

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Datenquellen / Literaturverzeichnisse:

 

BUCH: Heimatkunde der Gemeinden Günz und Westerheim, Memmingen 1950;

Wilhelm Hausmann, Franz X. Wagner, Klara Wagner.

 

BUCH: Westerheim – Günz – Rummeltshausen – Ein historisches Bilderbuch / Geiger-Verlag, 1. Auflage 2002, ISBN 3-89570-824-0

Buch-Team aus Westerheim: Bernhard Bainger, Magdalena Häutle, Elly Heckelsmüller, Georg Maurus,

Gertraud Müller, Leni Probst, Werner Reich. Buch-Team aus Günz: Matin Glöckler, Sylvia und Roland Vogel.